Management der abnehmenden Nierenfunktion
Im fortgeschrittenen Stadium der chronischen Nierenkrankheit kann es vorkommen, dass Ihr Behandlungsteam Ihnen weitere Einschränkungen empfiehlt. Zu diesem Zeitpunkt oder auch wenn Sie sich in Bezug auf die Ernährung unsicher fühlen, hilft Ihnen eine spezialisierte Ernährungsfachperson, die für Sie individuelle Ernährung zu finden. Um vorgängig schon eine Idee zu erhalten, was die möglichen Anpassungen im Alltag bedeuten können, haben wir für Sie einen Überblick über die verschiedenen spezifischen Themen zusammengestellt.
Aber bitte denken Sie daran: eine vorbeugende Einschränkung macht ausser beim Salz keinen Sinn und birgt höchstens die Gefahr einer Mangelernährung.
Keine Proteinexzesse
Protein, auch Eiweiss genannt, ist ein wichtiger Nährstoff für den Erhalt der Muskeln. Doch bei einer Nierenkrankheit sollte auf eine ausgeglichene Proteinaufnahme geachtet werden, da zu viel Eiweiss das Fortschreiten der Krankheit begünstigen kann. Hier ist ein gesundes Mittelmass gefragt, um die Muskulatur zu unterstützen, aber Ihre Nieren nicht zusätzlich zu belasten.
Achten Sie darauf, regelmässig Protein zu essen, vermeiden Sie jedoch, zu grosse Mengen auf einmal einzunehmen (Proteinexzesse). Ausserdem wird empfohlen, zwischen pflanzlichem Protein (beispielsweise Linsen, Bohnen, Tofu oder Tempeh) und tierischem Protein (Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte) abzuwechseln. Ernährungsberater:innen können mit Ihnen Ihren individuellen Proteinbedarf besprechen. Weitere Informationen zu den Proteinen finden Sie in der Schweizerischen Lebensmittelpyramide.
Je nach Entwicklung der Nierenfunktion: Phosphat- und kaliumreduzierte Kost
Ist die Nierenfunktion bereits stärker eingeschränkt, kann es sein, dass die beiden Mikronährstoffe Phosphat und Kalium nicht mehr ausreichend mit dem Urin ausgeschieden werden können. Ist dies der Fall, sollten Betroffene ihre Ernährung dementsprechend anpassen. Ihr Behandlungsteam wird Sie rechtzeitig informieren, ob Sie auf eine phosphat- und/oder kaliumarme Ernährung achten müssen.
Es ist wichtig für Sie zu wissen, dass präventive Einschränkungen in Bezug auf Kalium und Phosphat keinen positiven Nutzen mit sich bringen.
Schränken Sie die Phosphat- und Kaliumaufnahme also erst ein, wenn Sie von einer Fachperson darauf hingewiesen werden.
Phosphat gehört zu den Hauptbestandteilen des Skeletts. Ein über längere Zeit hoher Phosphatspiegel im Blut ist nicht spürbar, begünstigt aber die Entstehung einer Knochenkrankheit (renale Osteodystrophie) sowie die Verkalkung der Blutgefässe. Phosphat kommt natürlicherweise in allen tierischen Lebensmitteln, Vollkorngetreide, Kakao und Nüssen vor. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie diese Lebensmittel meiden sollten. Wenn Sie auf diese Nahrungsmittel verzichten, könnte ein Mangel an verschiedenen Mikro- und Makronährstoffen entstehen. Zu vermeiden sind allerdings künstliche Phosphatzusätze, da sie vom Körper im Schnitt doppelt so stark/viel aufgenommen werden als natürlich vorkommendes Phosphat. Künstliche Phosphatzusätze finden Sie unter anderem in Wurstwaren, Schmelzkäse, Fertiggerichten sowie in Cola-Getränken (auch in der light oder zero-Version).
Kontrollieren Sie daher diese Produkte auf phosphathaltige Zusätze in der Zutatenliste.
Folgende E-Nummern und Bezeichnungen stehen für Phosphatzusätze und sind in der Schweiz zugelassen:
E 322 (Lecithine) E 338 (Phosphorsäure) E 339 (Natriumphosphat) E 340 (Kaliumphosphat) E 341 (Kalziumphosphat) E 343 (Magnesiumphosphat) |
E 442 (Phosphoglycerid) E 450 (Diphosphat) E 451 (Triphosphat) E 452 (Polyphosphat) E 541 (Natriumaluminiumphosphat) E 1410,1412,1413,1414,1442 (Stärkephosphate) |
Hinweis: einige Bio-Produkte verzichten auf phosphathaltige Zusatzstoffe. Kontrollieren Sie die Zutatenliste für eine geeignete Alternative.
Kalium ist wichtig für die Muskeltätigkeit und die Weiterleitung von Impulsen in den Nervenbahnen. Wenn die Nieren gut funktionieren oder eine Nierenkrankheit noch nicht fortgeschritten ist, ist eine kaliumreiche Kost vorteilhaft für den Blutdruck und die Nieren. Bei fortgeschrittener Nierenkrankheit können die Nieren das Kalium jedoch nicht mehr genügend ausscheiden und der Kaliumgehalt im Blut steigt. Zudem können spezifische Medikamente und eine Übersäuerung des Blutes den Kaliumgehalt erhöhen. Ein Übermass an Kalium im Blut ist gefährlich, da es hemmend oder lähmend auf die Muskulatur wirkt und zu schweren Herzrhythmusstörungen führen kann.
Kaliumreich sind Kartoffeln, Gemüse, Früchte (insbesondere Dörrfrüchte, Frucht- und Gemüsesäfte), Pilze, Nüsse, Hülsenfrüchte, Schokolade und Kakao, Milch und Joghurt sowie einige Fertigprodukte. Auf diese Produkte müssen sie auch im Falle einer fortgeschrittenen Nierenkrankheit nicht vollständig verzichten. Vermeiden Sie bei erhöhten Kaliumwerten vor allem konzentrierte Lebensmittel wie Dörrfrüchte oder Frucht- und Gemüsesäfte. Entscheiden Sie sich bei Ihren Mahlzeiten entweder für Salat oder Gemüse, aber nehmen Sie nicht beides zu sich.
Bitte schränken Sie aber Ihren Kaliumkonsum nicht ohne eine Empfehlung Ihres Behandlungsteams ein. Bei einer kaliumarmen Ernährung gilt als Richtwert für den Früchte und Gemüseverzehr 3 Portionen Gemüse/Salat oder Früchte pro Tag. Dabei stellt 1 Portion = 1 Handvoll dar wie z.B. 1 Apfel, 2-3 Aprikosen, eine Handvoll Beeren.
Kalium ist zudem wasserlöslich. Das heisst, dass Sie durch Kochen den Kaliumgehalt von Lebensmitteln teilweise reduzieren können. Schälen und schneiden Sie die kaliumhaltigen Lebensmittel in kleine Stücke, wässern oder kochen Sie sie mit viel frischem Wasser und schütten Sie danach das (Koch)wasser weg.
Medikamentöse Unterstützung
Medikamentöse Unterstützung kann bei der Reduktion der Phosphat- und Kaliumaufnahme behilflich sein, und wird manchmal auch bei Dialysepatienten eingesetzt (siehe unter Phosphat- und Kaliumreduzierte Ernährung bei dialysierten Patienten). Falls eine solche Unterstützung sinnvoll erscheint, können Sie mit Ihrem Behandlungsteam darüber sprechen und Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Ihnen möglicherweise eine entsprechende Behandlung verschreiben.